Die Schützengesellschaft Adelsheim kann nicht ohne Stolz von sich behaupten, dass sie dank ihrer Gründung im Jahre 1823 einer der ältesten Schützenvereine der näheren und weiteren Umgebung ist; innerhalb der Stadt Adelsheim ist sie ohnehin der älteste Ortsverein. Die in nunmehr 180 Jahren vollzogene Geschichte war entsprechend wechselvoll und von mannigfachen Höhen und Tiefen gekennzeichnet.

Die erste schriftliche Erwähnung über das Vorhandensein eines „Bürgerlichen Schützencorps zu Adelsheim“ liegt aus dem Jahre 1823 – welches auch als das offizielle Gründungsjahr gilt – vor. Es gibt jedoch gewisse Hinweise, dass schon Jahrhunderte zuvor eine Bürgerwehr in den Mauern der Stadt diverse Aufgaben, die vorwiegend zum Schutze der Bevölkerung gegen Bedrohungen von außen gedacht waren, mit den damals üblichen, wohl noch recht primitiven Schusswaffen ausgeübt haben muss. Zu jener Zeit – also um 1823 – lebten die ca. 1400 Einwohner vornehmlich von der Landwirtschaft und vom Handwerk. Rund 30 Personen gehörten dem Schützencorps an, schon bald kam noch eine „Schützenkapelle“ in einer Stärke von 13 Mann hinzu. Diese war – so kann man der Chronik entnehmen – mit Musikinstrumenten bestens versorgt. Weniger gut ausgestattet hingegen waren die Schützen.

Siegel des Grossherzogs von Baden auf der Historischen Vereinsfahne

Nachdem sie einen Antrag beim Kriegsministerium in Karlsruhe gestellt hatten, wurden ihnen 30 Gewehre aus Beständen des Lingg‘schen Badischen Jägerbataillons zugeteilt, welche allerdings nicht unbedingt den Vorstellungen der Schützen entsprachen. Diese durften auf Anweisung des Ministeriums nur auf 150 bis 200 Schritt treffen „und dies auch nur bei einer ziemlich großen Scheibe“ Die Zeit von der Gründung bis zum Revolutionsjahr 1848 war offenbar eine regelrechte Blütezeit, die von vielerlei Aktivitäten gekennzeichnet war. Im Jahre 1823 schon wurde mit dem Bau eines „Schießstandes“ begonnen, die Bautätigkeit mit einem „Schießhaus“ fortgesetzt und im Jahre 1828 wurde der 1. „Schützengarten“ durchgeführt, dessen Tradition die heutige Generation -federführend der damalige Oberschützenmeister Lenuweit- ab 1985 bekanntermaßen wieder aufleben ließ. In das Jahr 1836 fiel die Einweihung der ersten Vereinsfahne, deren Anschaffung einer Stiftung des Großherzogs Leopold von Baden zu danken ist. In beeindruckender Weise sind viele weitere Details aus dieser Zeit vom Chronisten zu Papier gebracht worden.

Ein jähes Ende fand diese Schützenherrlichkeit im Jahre 1848, als der Verein mit der Besetzung des Städtchens durch preußische Truppen zwangsweise aufgelöst wurde. Obwohl sich schon gut ein Jahr später eine „Volks- und Bürgerwehr“ bildete, in die ehemalige Schützen integriert wurden, kam ein ordnungsgemäß wieder gegründeter Schützenverein offensichtlich nicht zustande. Erst nach dem Kriege 1870/71 ging es offiziell weiter, da innerhalb eines neu gegründeten Militärvereins ein Schützenabteilung etabliert wurde, die das Erbe der Gründerzeit übernahm. Der 1. Weltkrieg legte die Aktivitäten der meisten Vereine weitestgehend lahm, so auch die der Schützenabteilung.
Eine weitere, ausgesprochene Blütezeit erlebte die Schützengesellschaft in der Zeit ab 1923 nach einer erneuten Wiedergründung. Diese war gekennzeichnet vom Bau eines neuen Schützenhauses mit Schießanlage an einem anderen Platz - in der „Knecklesklinge“. Nicht nur die zahlreichen schießsportlichen Aktivitäten, auch größere Festlichkeiten,  u.a. die Gauschützenfeste von 1927 und 1933 sind als großartige Erfolge in die Vereinsgeschichte eingegangen. Wertvolle Preise und Pokale – teilweise noch heute vorhanden – wurden heimgeholt oder als Belohnung an auswärtige Teilnehmer überreicht. Erwähnenswert ist sicher auch die Tatsache, dass die „Schützengilde Adelsheim“ – so nannte sie sich damals – in dieser „glorreichen Zeit“ sich mehrfach mit dem Titel „Landesschützenmeister“ schmücken durfte.
Dann kam der zweite Weltkrieg, der mit all seinen Folgen wiederum jegliche Vereinsarbeit über längere Zeit lahmlegte. Obwohl die Schießanlage die Kriegswirren heil überstand, ging das Gelände kurz nach 1945 in private Hände über, die Gebäude wurden abgerissen, der Schießsport in Adelsheim fiel erneut in einen Dornröschenschlaf.
Um ihn hieraus zu erwecken, bedurfte es einer unverhältnismäßig langen Zeit. Erst im Jahre 1976 waren es zwei schießsportbegeisterte Männer, die Herren Martin Herold und Roland Gräf, deren Initiative die Wiedergründung des Vereins zu danken ist, der seitdem den Namen „Schützengesellschaft Adelsheim 1823 e.V.“ trägt. Im ehemaligen Vereinsheim des SV Germania Adelsheim konnte ein Schießraum mit zunächst neun Ständen für Luftgewehr und Luftpistole eingerichtet werden. Dank vorbildlichen Trainingsfleißes konnten schon bald erste anerkennenswerte sportliche Erfolge erzielt werden. Unter der Federführung des damaligen Oberschützenmeisters Alfred Wolf konnte man schon im Jahre 1981 das erste größere Schützenfest veranstalten.
Das Jahr 1983 gab Veranlassung, das 160-jährige Vereinsjubiläum  wiederum in größerem Rahmen zu feiern. Hiermit verbunden war das Kreisschützenfest; hiermit verbunden war aber auch die Einweihung einer neuen Vereinsfahne, deren Anschaffung der  Initiative des sehr rührigen, damaligen Oberschützenmeisters Wilfried Lenuweit zu verdanken ist. Seinen emsigen Bemühungen ist es auch zu verdanken, dass die etwas in das Dunkel der Vergangenheit entschwundene traditionsreiche Vereinsgeschichte in Wort und Bild wieder hervorgeholt und der gegenwärtigen Zeit erneut zugänglich gemacht wurde.        Bei seinen umfangreichen Nachforschungen stieß W. Lenuweit auch auf die alte - in der Versenkung verschwundene - Vereinsfahne aus dem Jahre 1836, die er damit vor dem endgültigen Vergessen und der Verrottung retten konnte. Durch fachgerechte Restaurierung konnte sie der Nachwelt erhalten werden.
Um den Anforderungen der nunmehr 160 Mitglieder gerecht zu werden, wurde auf Initiative des damaligen OSM Lenuweit im Jahre 1985 eine Bogenschützenabteilung gegründet und dem Verein angeschlossen. Diese steht seit 1986 und noch heute unter der Leitung von Peter Sitte. Mit Stolz kann diese Abteilung auf zahlreiche sportliche Erfolge auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zurückblicken. Im Jahre 1993 wurde unter der Regie des damaligen Oberschützenmeisters Alfred Wolf eine umfangreiche Sanierung des Vereinshauses auf den Weg gebracht, hatte man doch zu dieser Zeit schon die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Vereinsbestehen  im Jahre 1998 vor Augen. Dieses stolze Jubiläum wurde dann unter der Regie des neuen und noch jetzigen Oberschützenmeisters Armin Schweizer in einem wieder etwas größeren Rahmen gefeiert und zu einem vollen Erfolg.

Die heutige Vereinsfahne

Zielsetzung und kontinuierliches Bestreben der jetzigen Vereinsführung ist vordergründig, in der weiteren Entwicklung des Vereins keinen Stillstand entstehen zu lassen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch in der Zukunft die Existenz und das Weiterleben des Vereins absichern. Im Sinne dieses Grundgedankens wird zielstrebig Jugendarbeit geleistet. Auch sonstige div. Aktivitäten sollen hierzu beitragen. Eine dieser Möglichkeiten ist das alljährlich stattfindende "Adelsheimer Volksfestschießen", in das neben ortsansässigen Firmen und Vereinen auch die Bevölkerung mit eingebunden wird. Insbesondere nach den vorerwähnten Sanierungsmaßnahmen dient das Schützenhaus seinen Mitgliedern nicht nur allein als Sportstätte, sondern auch als ein Ort der Geselligkeit und Kommunikation und dieses sowohl den Schützen als auch darüber hinaus der Adelsheimer Bevölkerung. 

Text: Gerhard Danz unter Verwendung der von W. Lenuweit erstellten Vereinschronik. Fotos: Oliver Haupt

 

 

 

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